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Seit 2017 ist es auch in Sachsen möglich, Cannabis auf Rezept zu erhalten. Während die Ärzte über fehlende Forschung klagen, eröffnet in Leipzig am Freitag Sachsens erster Cannabis-Shop. Seit zwei Jahren ist Cannabis als Medikament zugelassen. Allerdings dürfen Ärzte Marihuana nur an Schwerkranke, etwa Krebspatienten, verschreiben. Der freie Verkauf von Cannabidiol (CBD) ist jedoch gestattet, denn diese Hanfsorte ist nahezu frei von der berauschenden Substanz THC.

Dass CBD auch therapeutische Wirkung haben kann, davon ist der Leipziger Johannes Eberl überzeugt. Der Leistungssportler eröffnet deshalb am Freitag Sachsens ersten Cannabis-Shop auf der Leipziger Jahnallee. „Cannabis ist eine Pflanze, die schon vor über 5.000 Jahren genutzt wurde“, erklärt Eberl. „Uns geht es heute aber immer nur um die Rauschwirkung und die Legalisierung, wie sie jenseits des ‚großen Teichs‘ ja schon gemacht wird. Wir gucken uns dabei aber nicht die Pflanze im Detail an und was sie kann.“


Lange Tradition und Geschichte

Als Nutzpflanze wurde Cannabis, was nur ein anderer Name für Hanf ist, lange Zeit für Seile, Stoffe und als Heilpflanze genutzt, da es schmerzlindernde Wirkung hat. In der Moderne geriet dies in Vergessenheit. Erst vor einigen Jahren entdeckte man, dass der Mensch körpereigene Cannabinoide besitzt, die ähnliche chemische Strukturen aufweisen wie Cannabinoide pflanzlicher Herkunft. Dadurch ist der Körper in der Lage, das CBD der Hanfpflanze aufzunehmen. Dieser Wirkstoff kann nachweislich schmerzlindernd, beruhigend und entzündungshemmend wirken.


Kein Rausch von CBD

„Die berauschende Wirkung, die wir meinen, wenn wir von Cannabis sprechen, ist das THC. Aber das ist nur einer der Pflanzenstoffe, der psychoaktiv wirkt. Damit ist unser CBD-Produkt nicht zu vergleichen.“ CBD findet Anwendung bei Schlafstörungen, Nervosität, Neurosen, Neurodermitis oder Epilepsie. Eberl sieht darin eine Alternative zu Paracetamol oder Schlafmitteln.


Schokolade und Katzendrops

Angeregt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, wurde Eberl durch den Sport. „Im Sportbereich geht es auch darum, den Körper in der Zeit zwischen den Wettkämpfen zu regenerieren. Da erlebt gerade das Cannabidiol eine Wiedergeburt.“ Nun verkauft er mit CBD versetzte Kosmetika, Schokolade und verschiedene therapeutische Öle, aber auch Blüten der Hanfpflanze. Sogar für Hunde und Katzen gibt es Präparate, die beruhigend wirken, etwa wenn die Silvesterböller knallen. Seine Ware kommt aus Gewächshäusern in Österreich und der Schweiz. An Minderjährige will Eberl nicht verkaufen, „obwohl wir es eigentlich dürften. Bisher ist da noch überhaupt nichts geregelt.“


Forschung in den Kinderschuhen

Auch die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen, gibt Eberl zu. „Die Konzentration, also wie viel man verwendet, ist noch nicht wissenschaftlich festgelegt.“ Einige Wissenschaftler sind skeptisch. Dr. Erik Bodendieck, Mitglied der Bundesärztekammer, sieht den Einsatz als Medikament kritisch:
„Wir haben noch nicht mal eine ausreichende Studienlage, die überhaupt dazu herhalten könnte, zu sagen, es ist gerechtfertigt, Cannabis in der Medizin einzusetzen.“ Dagegen sagt der Pharmakologe Dr. Nils Rehmann: „Wir haben eine Unmenge an wissenschaftlichen Studien, die wirklich zeigen, dass Cannabis eine aktive Substanz ist, die viele Dinge heilen oder zumindest Symptome lindern kann.“

Für Freizeitkiffer sind die Blüten im Leipziger Laden auf jeden Fall nicht geeignet, versichert Johannes Eberl: „Marihuana enthält im Gegensatz zu CBD-Hanf einhundertmal so viel berauschendes, psychoaktives THC. Unser Produkt hat gerade mal 0,2 Prozent – davon merken sie nichts.“

Quelle: MDR/lt